Das Induktionskochfeld hat sich in den letzten Jahren zur echten Gasalternative für Camper, Wohnmobile und Reisemobile gemausert, nicht zuletzt durch die zunehmende Verbreitung von Lithiumbatterien. Gepaart mit einer Dieselstandheizung kann so komplett auf die Gasinstallation verzichtet werden.
Wir kochen in unserem eigenen Camper bereits seit fünf Jahren (und über 300 Tagen in diesem Fahrzeug) mit Induktion. Die Erfahrungen, die wir in dieser Zeit mit dem Induktionskochfeld gesammelt haben, gepaart mit anderen wichtigen Informationen zum Thema Induktion im Camper könnt ihr hier nachlesen.
Energiebedarf eines Induktionskochfelds im Camper
Wir verbrauchen mit unserem Induktionskochfeld ca. 650 bis 750 Wh pro Tag, das entspricht ca. 50 bis 60 Ah auf 12,8 V. Bei diesem Verbrauch kochen wir meist einmal ein Tag ein warmes Essen, wärmen dann noch Reste vom Vortag auf und erhitzen mehrmals einen kleinen Topf Wasser zum Tee machen und zum Abwaschen.
Der Verbrauch schwankt aber natürlich stark, und hängt von vielen Faktoren ab. Im Sommer brauchen wir im Schnitt weniger Energie zum Kochen, da wir dann nicht immer warme Mahlzeiten zubereiten. Im Winter dagegen gibt es selten nur einen Salat, und auch der Bedarf an heißem Teewasser steigt.
Wieviel Energie ihr zum Kochen verbraucht, hängt natürlich maßgeblich davon ab, was und wie ihr kocht. Damit ihr euren eigenen Verbrauch besser einschätzen könnt, möchte ich euch hier ein paar Daten mit an die Hand geben. An der folgenden Grafik könnt ihr die Leistungsaufnahme des Induktionskochfeldes (in blau) sowie des Wechselrichters (in grau) auf den Kochstufen 5 bis 9 ablesen:
An der Diskrepanz zwischen den blauen und den grauen Balken könnt ihr sehen, wieviel Verluste durch den Wechselrichter entstehen: Die Verluste werden bei zunehmender Leistungsabgabe immer größer, und betragen bei der höchsten Kochstufe fast 500 Watt. Das ist in etwa die gleiche Leistung wie unser Warmwasserboiler auf 230V verbraucht!
Die nächste Grafik zeigt den Energiebedarf zum Aufkochen von einem Liter Wasser auf zwei verschiedenen Kochstufen:
Wie ihr oben sehen könnt, ist es etwas effizienter, das Wasser auf hoher Stufe aufzukochen, als fast die dreifache Zeit auf niedriger Stufe darauf zu warten – obwohl der Wechselrichter bei höherer Leistung einen deutlich schlechteren Wirkungsgrad aufweist.
Zu guter Letzt zeige euch hier noch ein paar Beispisele aus der Praxis mit der jeweiligen Energiemenge, die wir für das Gericht zum Kochen verbraucht haben:
Abgesehen davon, was man kocht, kann man aber auch mehr oder weniger verschwenderisch mit der kostbaren Energie aus der Bordbatterie umgehen. Der Energieverbauch von Induktionsplatten verhält sich exponentiell zu der gewählten Kochstufe, d.h. der Unterschied von z.B. Stufe 3 nach Stufe 4 ist viel geringer als von Stufe 8 auf Stufe 9. Dreht man die Herdplatte also rechtzeitig herunter und stellt sie so ein, dass man genau die Hitze bekommt, die man braucht (und nicht mehr), kann man einiges an Energie sparen.
Wenn man z.B. einen Topf Kartoffeln oder Nudeln kocht, kann man Energie sparen, indem man erstens nicht mehr Wasser als nötig in den Topf füllt, dieses Wasser dann Rasch mit Deckel auf höchster Stufe zum Kochen bringt, und die Kochplatte dann soweit herunterregelt, dass das Wasser gerade weiter am Kochen gehalten wird.
Auslegung der Elektrik im Camper zum Kochen mit Induktion
Basierend auf dem Energieverbrauch zum Kochen könnt ihr abschätzen, wieviel zusätzliche Batteriekapazität ihr benötigt, und wie ihr die verbrauchte Energie wieder zuführen könnt. In unserem Fall ist die Batterie mit 300 Ah Kapazität (Lithiumbatterie) so gewählt, dass wir ohne Nachladen drei Tage versorgt sind: ca. 150 Ah zum Kochen, und der Rest für die sonstigen Verbraucher wie Kühlschrank etc. Da wir selten länger als zwei Tage an einem Ort stehen, laden wir die Batterie fast ausschließlich mit der Lichtmaschine über einen Ladebooster mit ca. 60 A Ladestrom nach. Das heißt, dass wir den Tagesbedarf nach ca. 1,5 Stunden Fahrt wieder kompensiert haben.Auswahl der Batterie zum Kochen mit Induktion
Ein Induktionskochfeld im Camper macht nur zusammen mit Lithiumbatterien Sinn. Das Kochfeld zieht über den Wechselrichter, der die Gleichspannung der Bordbatterie in 230V Wechselspannung umwandelt, auf höchster Stufe schnell mal 250 A. Bei Blei-Säure- oder AGM-Batterien bricht bei so hohen Strömen die Spannung zu stark ein und die nötige Leistung kann nicht mehr erbracht werden.
Lithiumbatterien dagegen zeichnen sich durch eine recht konstante Spannung auch bei hohen Strömen über einen weiten Bereich ihres Ladezustands aus. So kann ich z.B. mit unserer 300 Ah Batterie auch bei nur 25 % Ladestand das Induktionskochfeld noch problemlos nutzen. Außerdem kann entnommene Energie bei einer Lithiumbatterie auch viel schneller wieder nachgeladen werden, da sie bis kurz vor Ladeschluss sehr hohe Ströme annehmen kann.
Wieviel Batteriekapazität ihr benötigt, hängt davon ab, wie lange ihr auch ohne Nachladen klarkommen wollt. Um den Tagesbedarf zum Kochen besser abzuschätzen, könnt ihr einfach zuhause ein Induktionskochfeld an einem Energiezähler betreiben, oder dabei auf den Stromzähler schauen (mit möglichst wenig Nebenverbrauchern). Der geschätzte Tagesverbrauch mal die Anzahl der autarken Tage ohne Nachladen ergibt dann die zusätzliche Batteriekapazität, die ihr für das Induktionskochfeld benötigt.
Bei der Auswahl der Batterie ist außerdem wichtig auf den maximalen Dauerentladestrom zu achten, den die Batterie (und das ggf. integrierte Batterie-Management-System) abgeben kann. Die Batterie muss soviel Strom liefern können, dass sie den Wechselrichter (inklusive seiner Verluste) dauerhaft versorgen kann. Sorgt hier lieber dafür, dass ihr batterieseitig etwas Reserve nach oben habt, damit das ganze z.B. auch noch bei höheren Temperaturen funktioniert.
Wechselrichter für das Induktionskochfeld
Ein Induktionskochfeld benötigt ca. 2 kW Leistung für ein Feld. Bei unserem Herd von Neff sind es 2,2 kW für das große Feld, und 1,4 kW für das kleine. Im Boostmodus steigt die Leistung auf 3,7 kW für das große und 2,2 kW für das kleine Feld. Da wir so viel Leistung nicht zur Verfügung stellen können, benutzen wir die Booststufe nicht und haben das Kochfeld auf eine Leistungsaufnahme von insgesamt 3 kW limitiert.
An diesen Zahlen könnt ihr schon sehen, dass ihr auf jeden Fall einen 3 kW Wechselrichter braucht, um das Kochfeld ordentlich betreiben zu können. Bei uns verrichtet seit vielen jahren der bewährte Victron Multiplus in der 3 kW Ausführung seine Dienste.
Ich würde euch empfehlen, an dieser Stelle nicht zugunsten eines billigen Wechselrichters zu sparen. Das Induktionskochfeld fordert dem Wechselrichter hohe Dauerleistungen ab, und wer zweimal kauft, kauft teurer. Natürlich kann man auch mit einem günstigen Gerät Glück haben, aber in meiner Wahrnehmung häufen sich die Berichte von ausgefallenen "Billig"-Wechselrichtern schon deutlich.
Nachladen mit Ladebooster, Solar und Landstrom
Genauso wichtig, wie die benötigte Energie entnehemen zu können, ist auch, sie wieder nachzuladen. Wie oben erwähnt lösen wir das fast ausschließlich über die Lichtmaschine, da wir relativ regelmäßig fahren und in der Regel nicht länger als zwei Tage an einem Ort stehen. Wenn wir doch noch länger bleiben wollen, stellen wir ein 180W Solar-Faltpanel raus – vorausgesetzt, es ist gutes Wetter.
Die zuverlässigsten Quellen zum Nachladen auf Reisen sind die Lichtmaschine des Fahrzeugs und der Landstrom (wenn man z.B. auch regelmäßig wieder einen Campingplatz anfährt). Auf das Nachladen via Solarenergie kann man sich in seiner Energierechnnung spätestens dann nicht mehr verlassen, wenn man den Camper auch außerhalb der Schönwettersaison oder in hohen Breitengraden nutzen will.
Eine gut ausgelegte Solaranlage kann einem bei schönem Wetter die mögliche Standzeit enorm verlängern. Wenn ihr fast ausschließlich bei guten Wetterbedingungen oder in südlichen Gefilden unterwegs seid, dann kann die Solarenergie auch einen wichtigen Beitrag für die Energie zum Kochen leisten. Ansonsten würde ich aber immer raten, die Batteriekapazität und die sonstigen Lademöglichkeiten so zu dimensionieren, dass das System auch ohne nennenswerten Solarertrag für euch funktioniert.
Vorteile des Induktionskochfelds im Camper
- Das Induktionskochfeld ist sehr einfach sauber zu halten.
- Keine offene Flamme auf beengtem Raum (man kann z.B. unbesorgt Küchenpapier oder Handtücher um den Herd herum benutzen).
- Gasinstallation kann entfallen (wenn der Kühlschrank ebenfalls elektrisch und die Standheizung mit Diesel betrieben wird).
Nachteile des Induktionskochfelds im Camper
- Teurer als ein Gasherd; besonders die zusätzliche Batteriekapazität und der Wechselrichter schlagen hier deutlich zu Buche.
- Gegebenenfalls etwas höheres Gewicht.
- Begrenzte Energiemenge, die zum Kochen zur Verfügung steht.
Neugierig geworden?
Habt ihr Interesse daran, euren Camper auf Induktionskochen umzurüsten, oder habt ihr noch weitere Fragen dazu? Meldet euch bei mir, ich berate euch gerne zu diesem Thema.